Stellwerke
Stellwerke sorgen für Sicherheit im
Bahnverkehr.
Stellwerke gehören meistens zu einem Bahnhof. Man unterscheidet
mechanische Stellwerke, elektromechanische Stellwerke,
Relaisstellwerk und elektronische Stellwerke. Noch heute sind alle
Stellwerktypen im Einsatz. Ursprünglich nannte man nicht die
Gebäude, sondern den Apparat (Früher auch Zentralapparate
genannt) zum Stellen von Weichen und Signalen ein Stellwerk. Das
Stellwerksgebäude oder auch „Weichstellhaus“ genannt ist ein
Zweckbau, der als Blockstellwerk auf freier Strecke zwischen den
Bahnhöfen steht. Das Rangierstellwerk und das Befehlsstellwerk, das
zusätzlich über telegrafische Einrichtungen verfügt, befindet sich im
Bahnhof.
Das Stellwerksgebäude hatte meist ein massives Erdgeschoss aus
Naturstein oder Backsteinmauerwerk, in dem oft auch die
Spannvorrichtung für das mechanische Stellwerk untergebracht war.
Die Höhe des Erdgeschosses betrug mindestens vier Meter. Das
Obergeschoss war häufig aus Fachwerk. Die Fenster hatten nur
vertikale Sprossen, um die Sicht auf die Gleisanlagen nicht zu
behindern. Eine architektonische Gestaltung wurde bis um 1920 nicht
vorgenommen. Das Gebäude bauten die Eisenbahngesellschaften
nach ortsüblicher Bauweise oder nach dem Zeitgeschmack.
Die im Stellwerk beschäftigten Mitarbeiter nannte man
“Fahrdienstleiter, Weichenwächter und Zugmelder”.
Die Stellwerkgebäude unterscheiden sich in:
Stellwerkstürme, die an der Seite der Bahnanlage errichtet
wurden, um auf erhöhtem Niveau den Überblick über die Gleisanlage
zu haben. Unter diesem Bedienraum befanden sich im Erdgeschoss
die Spannwerke.
Brückenstellwerke, bei denen der Bedienraum in der Brücke quer
zu den Gleisanlagen steht.
Reiterstellwerke, deren Bedienraum erhöht in Längsrichtung der
Bahnanlagen liegt.
Das erste mechanische Stellwerk wurde 1843 in England eingesetzt.
1867 installierte die englische Firma Saxby & Farmer das erste
mechanische Stellwerk in Stettin. 1870 entwickelte Carl Frischen das
Blockfeld, womit erstmals ein sicherer elektrischer
Informationstransfer, auch über längere Strecken, möglich war.
Bis 1880 wurde zum Umstellen von Weichen ein "Weichenwärter"
benötigt. Später setzten die Bahngesellschaften mechanische
Stellwerke ein, um die “Weichenwärter” einsparen zu können.
Im mechanischen Stellwerk werden durch Drahtzüge Weichen und
Signale gestellt. Zwischen 1900 und 1932 verwendete man zum
Umstellen Pressluft oder Presswasser. Die Drahtseile wurden ständig
mittels Spanngewichten straff gehalten, die sich im Freien oder im
Spannwerksraum des Stellwerks befinden.
Für die Umstellung wurden später statt der Draht- oder
Druckluftzüge Elektrokabel zu den Elektroantrieben der Weichen und
Signale geführt. Für das Umstellen gab es jetzt elektrische Schalter.
1940 entstand das erste Gleisbildstellwerk mit Relaistechnik in
Berlin-Hermsdorf. Dort wird auf einer Tafel, die das Gleisbild des
Bahnhofs nachstellt, die Stellung der Weichen und Signale über
farbige Lämpchen angezeigt. Die Steuerung erfolgt über Zug- oder
Drucktasten. Später entwickelte sich aus diesem Stellwerkstyp das
Spurplanstellwerk, bei dem Fahrstraßen über Taster eingestellt
werden können.
Das Erste elektronische Stellwerk der DB wurde im Juli 1967 im
Bahnhof Seelze in Betrieb genommen. Es wurde teilweise durch einen
Computer gesteuert. Auch hier hat der Computer die betriebliche
Organisation komplett erneuert. In den Betriebszentralen werden
Stellwerktechnik und Zugüberwachung zusammengeführt. Man kann
sagen: Was der Tower für den Luftverkehr ist die Betriebszentrale für
die Bahn.
Heute werden immer mehr Betriebszentralen gebaut, die
herkömmliche Stellwerkstechnik ablöst. Mechanische-,
elektromechanische- und Relaisstellwerke werden seit 1985
kontinuierlich ausgemustert. Das bedeutet: Auch die Gebäude, in
denen sich das Stellwerk befindet, werden abgerissen oder bestenfalls
stillgelegt.
Baujahre der Stellwerke (ca.):
mechanische Stellwerke ab 1870
Elektromechanische Stellwerke: von 1909 bis 1990
Gleisbild- oder Relaisstellwerke: seit 1948
Drucktastenstellwerke: seit 1948
elektronische Stellwerke: ab 1988
Signale, Weichen und Stellwerke
Bis 1871 waren keine einheitlichen Regeln für
das Signalwesen vorhanden. Im Jahr 1871 gab es
in Deutschland 51 Bahnverwaltungen mit 91
Signalvorschriften. Erst die optische Telegrafie
ermöglichte eine Kommunikation der
Bahnstationen untereinander.
In der Abbildung ist das Vorgängergebäude des
Stellwerks in Weeze zu sehen. Am Vorsignal fehlt
noch die Beleuchtung und dadurch bedingt auch
die Glasscheiben.
Die Abbildung zeigt Hebelbänke in Düsseldorf.
Damit konnte erstmals die Lage der Signale und
Weichen festgestellt und entsprechend geändert
werden..
Das württembergische Stellwerksgebäude
besteht aus einer Eisenkonstruktion, bei dem die
Weichen über Rohrgestänge bedient wurden.
Optischer Telegraph an der Bayerischen Ostbahn
um 1860
Bahnschranke Göttingen 1910
zu den 830 Stellwerksgebäuden
Modernes Stellwerk in Lohne (Oldb) 2016